Einmal alt werden und zurück: So testet man auf Barrierefreiheit
Ein Haus mit Geschichte
Einst war der Stadel mit Pferdeboxen gefüllt. Durch das große Eingangstor brachte der Heuwagen Futter und Stroh für die Tiere. Heute dient dieses historische Gebäude als Wohnhaus für Familie Kick: Mit viel Fingerspitzengefühl hat es die selbstständige Architektin Julia Kick renoviert und für ihren Mann und die Kinder in ein Zuhause verwandelt.
Aber kann der alte Stadel auch für immer ihr Zuhause bleiben? Gemeinsam mit Blum-Bedürfnisforscherin Sandra möchte Julia das herausfinden – in einem Experiment mit dem . Mit dem besonderen Alterssimulations-Anzug wollen die beiden einen Blick in die Zukunft werfen.
Der AgeExplorer® erlaubt es Julia, in die Lebenswelt von Personen mit körperlichen Einschränkungen einzutauchen. Während eines Rundgangs durch ihr Haus kann sie Architektur und Einrichtung auf Herz und Nieren und vor allem Alterstauglichkeit testen. So deckt sie mit Erfahrungen aus erster Hand auf, wo sie noch nachbessern muss, um ihr Eigenheim bereit für das Alter zu machen. „So schlimm wirds schon nicht werden“, lacht die aufgeweckte Gebäudeplanerin.
Die Verwandlung – aus jung wird alt
„Wie alt werde ich denn nun?“, möchte Julia wissen, als sie die Bandagen anlegt, die steife Ellbogen und Kniegelenke simulieren. Die Antwort bleibt vage: Der Anzug simuliert zwar Einschränkungen, die typischerweise im Alter auftreten, jedoch fällt die Erfahrung für jeden Menschen anders aus – abhängig von Fitness und körperlicher Verfassung.
„So ungefähr 20 Jahre älter“, meint Sandra dann und füllt nebenbei rund 5,5 kg Gewichte in die Taschen des orangen Overalls. Gehördämpfer, eine Altersweitsichtigkeitsbrille und ein Visier, dass das Sichtfeld einschränkt, ergänzen den Look. Nur noch die Arthritis-Handschuhe überstreifen – und schon ist Julia bereit für das Experiment.
Sie testet verschiedene Alltagssituationen aus ihrem ganz normalen Tagesablauf in ihrer Küche – so versucht sie etwa, im AgeExplorer® einen Salat zuzubereiten. Schon das mühevolle Strecken nach der Salatschüssel fällt ihr merklich schwer. „”, ächzt Julia.
Auch einen Kaffee einzuschenken, gestaltet sich unerwartet schwierig. Als sie sich tief bücken muss, um Spielsachen aufzuräumen, wird sie nachdenklich: „Das ist schon ohne Anzug anstrengend. Man spürt, wie wichtig Ergonomie im Alter wird.“
Barrierefreies Bauen: So gestaltet man das Eigenheim altersgerecht
Barrierefreies Bauen ist der Fachbegriff für das, was sich aus Julias Erfahrungen im Experiment ergibt: die Kunst, ein Haus oder eine Wohnung so einzurichten, dass auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen darin mühelos leben können. Wer schon beim Hausbau oder der Renovierung daran denkt, das Eigenheim barrierefrei zu gestalten, der erspart sich später viele Kompromisslösungen.
Diese Aspekte gilt es dabei zu bedenken:
Julias Fazit
Das Experiment ist zu Ende – und Julia erschöpft. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, wie eindrücklich diese Simulation ist“, sagt Julia sichtlich imponiert. "Dieser neue Blickwinkel wird mir helfen, manche Details in meinen Plänen nochmal auf andere Art zu hinterfragen und zu prüfen. Wir achten immer sehr auf die Bedürfnisse unserer Klienten. Aber solche Einschränkungen am eigenen Körper zu spüren, war eine sehr wertvolle Erfahrung für mich.“
Auf einen Blick: Barrierefrei bauen
Vorausschauend planen und eventuelle Hürden vermeiden: Wer sein Eigenheim (um)gestaltet, sollte an ebenerdige Zugänge, breite Türen und gerade Treppen denken.
Ergonomische Möbel vorsehen: Damit später nicht jede Bewegung zu Anstrengung führt, können heute schon als kleines Extra Hilfslösungen wie Öffnungsunterstützungen bei Schranktüren verbaut werden.
Auf gute Einsicht und Erreichbarkeit achten: Stauraum muss auch im Alter erreichbar bleiben. Das betrifft eine ausreichende Beleuchtung ebenso wie Tritthilfen im Sockel, die helfen, gefahrenfrei ans oberste Schrankfach zu kommen.
Genügend Abstellflächen und Sitzgelegenheiten berücksichtigen: Freiraum zu lassen für (zukünftige) Haltegriffe und Handläufe ist schon bei der Planung wichtig.
Auf gute Qualität bei der Innenausstattung Wert legen: Wer billig kauft, kauft doppelt. Langlebige Möbel und erstklassige funktionale Ausstattung sorgen dafür, dass man sich im Alter nicht pausenlos mit Reparaturen und Ersatzbeschaffung herumschlagen muss.